AA

Liebfrauenkirche in Lienzingen soll ins neue Sanierungsgebiet einbezogen werden

19. Aug 2024

Es ist die einzige Kirche, die der Stadt gehört. Nun soll das Gebäude ins neue Sanierungsgebiet einbezogen werden. Der Historisch Archäologischer Verein begrüßt dies und legt To-Do-Liste vor.

Die Frauenkirche in Lienzingen
Die Frauenkirche in Lienzingen

Sie ist das einzige Gotteshaus in Mühlacker, das der Stadt gehört: die Liebfrauenkirche in Lienzingen. Sie gilt als ein historisches Juwel mit einer reichen Geschichte und architektonischen Besonderheiten. Das Interesse an ihr reicht weit über den Stadtteil hinaus. So schenkt ihr auch der Historisch-Archäologische Verein (HAV) Mühlacker große Aufmerksamkeit. Das wertvolle
Kulturdenkmal dient gleichermaßen als Gottesdienstraum, als Aussegnungshalle bei Beerdigungen und als Konzertsaal.
So listete Hans-Peter Walther vom HAV kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen auf, die der Verein im Interesse des Gebäudes und der Friedhofsmauer für notwendig hält. Er übergab sie bei einem Lokaltermin an der Frauenkirche dem amtierenden Ersten stellvertretenden Oberbürgermeister Günter Bächle und dem Leiter der Hochbauabteilung der Stadt, Joachim Dick, die mit ihm das stattliche Gebäude umrundeten.

„Diese To-Do-Liste ist sehr willkommen, weil die vorbereitenden Untersuchungen für das neue Sanierungsgebiet Ortskern Lienzingen II angelaufen sind", sagte Bächle, der zurzeit OB Frank Schneider vertritt. Der stellvertretende OB hat sie inzwischen dem Sanierungsträger der Kommunalentwicklung zugeleitet, die diese Untersuchungen vornimmt. Die Ergebnisse für das gesamte
Sanierungsgebiet sollen bis Dezember 2024 vorliegen. Dabei wird der Sanierungsbedarf von Gebäuden erhoben, auch der von der Frauenkirche. Denn die Stadtverwaltung möchte, dass die Frauenkirche Lienzingen ins Sanierungsgebiet einbezogen wird.

Über die Abgrenzung des Sanierungsgebiets entscheidet der Gemeinderat. Gelingt dies, wäre das Land an den Sanierungskosten
beteiligt. Bächle ist optimistisch, dass dies erreicht werden kann. Vom Landesdenkmalamt, das beim künftigen Sanierungskonzept für das historische Gebäude einbezogen werden muss, seien möglicherweise Fördermittel für Denkmäler zu erhalten.
Hinsichtlich des Daches und der Türen der Kirche besteht wohl Handlungsbedarf. Gleichzeitig verfügt die Frauenkirche über teils sehr alte Bestandteile, die es nach Möglichkeit zu erhalten gilt. Besonders hervorzuheben sind hierbei die handgestrichenen
Dachziegel, auf denen teilweise die Namen der Spender eingraviert sind.

„Es wäre wünschenswert, die Ziegel, besonders die mit Namen versehenen, im Zuge der Sanierung so weit wie möglich wieder zu
verwenden“, so Hans-Peter Walther und der amtierende Stellvertreter des Oberbürgermeisters unisono. Auf alle Fälle sollen
diese jedoch erhalten bleiben, wenn nicht im Kirchendach selbst, dann im Zuge einer Ausstellung im Kircheninnern oder in den
Räumen des Heimatmuseums Mühlacker. Joachim Dick sagte, Ersatzziegel seien bei der Stadt vorhanden und würden genau für
solche Zwecke aufbewahrt. Die Stadt lagere freiwerdende Ziegel anderer Objekte aus jener Zeit ein, aus der die auf der Frauenkirche stammen.

Beispiele aus der vom HAV erarbeiteten Liste, die auch aktuell notwendige Arbeiten enthält:

  • Beseitigung von Pflanzenbewuchs am und im Mauerwerk
  • Eine neue Vermörtelung sowie eine gründliche Reinigung
  • Prüfung und gegebenenfalls Erweiterung des Kiesbetts um die Kirche herum, um das Eindringen von Feuchtigkeit in den Grundmauern zu verhindern
  • Grundmauern mit wasserdichter Beschichtung versehen
  • Das Dach der Sakristei hängt durch
  • Das Gebälk der gesamten Kirche muss ausgebessert, die Standfestigkeit des Dachreiters untersucht sowie der Dachübergang zu den Mauern auf Dichtigkeit überprüft werden
  • Am Chor sind einige der Fenstersimse schadhaft und mit Moos überwachsen
  • Eisenbeschläge der Türen sind teilweise abgefallen
  • Eventuell ein Vorbau zum Schutz der Türen
  • Bodenplatten auf Stolperfallen überprüfen und beseitigen
  • Die Kanzel steht nicht mehr auf dem Stützsockel
  • Die Friedhofsmauern prüfen, Efeubewuchs entfernen

Bei der Liebfrauenkirche in Lienzingen handelt es sich um eine ehemalige Wallfahrtskirche im spätgotischen Stil. Erbaut wurde sie
im späten 15. Jahrhundert durch den Abt des Klosters Maulbronn. In ihrer 500-jährigen Geschichte wurde die Kirche mehrfach durch Kriege oder Blitzeinschläge beschädigt, jedoch immer wieder in Stand gesetzt. Die letzte Wallfahrt zur Kirche fand im Jahr 1949 statt. Die Mühlackerer und besonders die Lienzinger sind durch eine besondere Liebe mit ihrer Frauenkirche verbunden, deren weit sichtbarer Kirchturm auch als „Zeigefinger Gottes“ bezeichnet wird. Seit fast zwei Jahren zieht eine Kopie der Pieta im Inneren der Frauenkirche die Besucher an – sie war ein gemeinsames Projekt von Stadt und HAV. Seitdem wird die Frauenkirche mehrmals im Jahr an Sonntagen geöffnet.

Schloss Eingangsportal der Frauenkirche
Schloss Eingangsportal der Frauenkirche
Westeingang der Frauenkirche
Westeingang der Frauenkirche